Ein Tag im Kindergarten
Die Gestaltung des Tages beinhaltet ein ständiges Abwechseln von Ruhe und Bewegung, Sammeln und Loslassen.
Ein geregelter Tagesablauf und Wochenrhythmus gibt den Kindern Sicherheit und Orientierung. Vorbild und Nachahmung, Rhythmus und Wiederholung sind wesentliche Elemente des pädagogischen Umgangs mit Kindern – sie sind die Grundlage für verantwortliches und moralisches Handeln.
Der Tagesrhythmus
Wenn man am Morgen den Gruppenraum betritt, dann steht man manchmal in einer Baustelle oder die Feuerwehr eilt zu einem Einsatz, aber auch der Zirkus macht hin und wieder Station im Kindergarten.
Jeden Tag, wenn die Kinder in den Kindergarten kommen, findet eine Freispielphase statt. In dieser Zeit spielen sie gemeinsam mit den anderen Kindern. Die Vorstellungen der Kinder finden hier ihren Platz. Erlebtes und Gehörtes wird von den Kindern im Spiel aufgegriffen. So kann es manchmal schon sein, dass die Erzieherinnen mal gerade eben mit dem Flugzeug auf eine weit entfernte Insel fliegen und wieder zurück. Oder sie wird ins Restaurant eingeladen und damit sie hübsch aussieht, steht noch ein Besuch beim Friseur an.
Es wird Brot oder Brötchen gebacken, Brei gekocht oder Obst geschnitten usw.. Jeder Tag hat sein bestimmtes Frühstück, welches gemeinsam mit den Kindern zubereitet und verzehrt wird.
Auch wird in dieser Zeit z.B. gemalt, gebastelt, genäht oder an der Werkbank gearbeitet. Die Spielmaterialien des Waldorfkindergartens bieten vielfältige Sinnesanregungen und bestehen aus einfachen Gegenständen, die Phantasie der Kinder anregen. Wir schaffen Freiräume für Phantasie und schöpferisches Spielen, eine wichtige Grundlage für kreatives Denken.
Wenn die Freispielphase vorbei ist, kommt das Aufräumen, die Sicherheit gebende Ordnung wird wieder gemeinsam wiederhergestellt. Alles wird wieder an seinen vorgesehenen Platz gelegt und gebracht, damit es die Kinder am nächsten Morgen wieder finden.
Danach findet eine rhythmisch bewegte Phase -Reigen- mit Liedern und Sprüchen statt. Bevor die Kinder zur zweiten Freispielphase in den Garten gehen, stärken sie sich mit dem selbst zubereiteten Frühstück, welches gemeinsam begonnen und beendet wird.
Auch im Garten spielen die Kinder nach ihren eigenen Vorstellungen. Als Abschluss des Tages findet der Abschlusskreis statt. Es wird ein Märchen oder eine Geschichte erzählt, aber auch mit Bienenwachs geknetet oder Wasserfarben gemalt.
Die gleich bleibende Struktur des Tages gibt dem Kind Sicherheit, hilft ihm den eigenen Rhythmus zu finden und sich zu orientieren. Im Waldorfkindergarten erleben die Kinder eine gleich bleibende, rhythmische Gliederung des Tages.
Die Mahlzeiten
Es werden nur naturbelassene Lebensmittel verwendet. Überwiegend biologisch und Jahreszeit entsprechend.
Das Spiel
Die Auswahl der Spielmaterialien des Waldorfkindergartens bietet vielfältige Sinnesanregung und besteht aus einfachen Gegenständen, die die Phantasie der Kinder anregt.
Es gibt Tücher, Bretter, Holzklötze, Muscheln, Kastanien, Obstkerne, Steine und Tannenzapfen, gestrickte oder geschnitzte Tiere, Stoffpuppen und eine einfache Puppenstube. Nichts ist ausgestaltet, alles kann sich von einem Augenblick zum nächsten verändern: Ein Bauklotz, gerade noch ein Brunnen, wird im Nu zur Hängebrücke. Tische, Stühle und Spielständer ergänzen das Material, aus dem man fast alles herstellen kann. Die Kinder werden von den Erzieherinnen in ihrem phantasievollem Spiel unterstützt.
Der Märchenkreis
Im Kindergartenalter lieben die Kinder Reime und rhythmische Geschichten. Das tägliche Erzählen von sinnvollen Geschichten, Reimen und Grimm’s Märchen, sowie Fingerspiele, Verse und das Sprechen im täglichen Kontakt mit den Kindern, nimmt einen hohen Stellenwert ein. Dabei bildet das sprachliche und seelisch warme Verhältnis zwischen dem Kind und dem Erwachsenen den Nährboden für eine gute und differenzierte Sprechweise.